Der Traum einer Expedition war wieder mal am Team zerplatzt.
Ich fing an mit dem Gedanken zu spielen eine Solo Expedition zu unternehmen. Der Himjung war der Berg meiner Träume. Nachdem ich den Nepal Experten Paulo Grobel bezüglich unbestiegener Berge in Nepal kontaktiert hatte, schickte er mir ein Foto, auf dem der Himjung 7092m von der Ostseite zu sehen war. Seitdem träumte ich von diesem Berg.
Der Gedanke einer Solo Expedition flößte mir aber auch Angst ein. Ich musste mich erstmal an das Bergsteigen allein in einer großen Wand herantasten. So entstand die Idee nach Chamonix zu fahren, und die Court Nordwand über die Schweizerführe solo zu klettern.
Ich fuhr nach Argentiere und schlief am Parkplatz der Montenvers Bahn. Ich nahm eine der ersten Gondeln zur Bergstation, fuhr zunächst ein Stück mit den Skiern über die Piste und dann abseits über den Gletscher Richtung Argentiere Hütte. Dort fellte ich auf und ging bis zum Wandfuß der Court Nordwand. In der mächtigen Wand waren schon zwei Seilschaften zu sehen. Ich freute mich über das tolle Ambiente, in dem ich mich bewegte. Ich wechselte die Ski und Stöcke gegen Steigeisen und Eisgeräte, und kletterte mit den Skiern am Rucksack los.
Das erste Hindernis war der Bergschrund, der nicht ganz einfach zu überwinden war. Dann ging es über harten Firn bis zur Schlüsselstelle, eine 80° steile Passage. Diese war blitzblank. Mein Adrenalinspiegel stieg- und ich stieg ein. Mitten drin kam ein Spindrift von den oberen Seilschaften herab. Ich klammerte mich an die Eisgeräte und zog den Kopf ein.
Die Schlüsselstelle war kurzerhand überwunden und die Wand flachte auf ca. 60° ab. Die Kletterei und die Anstrengung machten mich glücklich. Ich überholte die Seilschaft vor mir, einen französischen Bergführer mit seinem Gast. Sie waren flott unterwegs. Als ich aus der Wand ausstieg, ging ich noch schnell zum Hauptgipfel und blickte die Ostflanke hinunter, aber die Verhältnisse waren für eine Abfahrt nicht gerade einladend. So entschied ich mich über die Südseite abzufahren. Zu Fuß stieg ich über den Westgrat bis in die Scharte vor dem Col des Droites ab, dort zog ich meine Ski an. Die erste Stufe war beachtlich steil forderte mich. Der Firn war hart, aber die Bedingungen nahezu ideal. Nach der ersten Steilstufe flachte die Flanke auf 40°- 45° ab.
„Was für eine geniale Abfahrt. Der reinste Wahnsinn! Ich bin der glücklichste Mensch auf der Welt.“
Mit abnehmender Höhe firnte es auf. Der Talefre Gletscher mündete hier in das Mer de Glace. Da war es vorbei mit der Einsamkeit, stattdessen ein Trubel wie auf der Skipiste. Über die beliebte Variante fuhr ich bis nach Chamonix ab. Dort ging es per Anhalter zurück nach Argentiere.
Einer meiner schönsten Tage lag hinter mir. Das Glücksgefühl und die Zufriedenheit sollten noch eine Weile anhalten.